Zu Fuß über die Alpen – Ein Resümee

Nachdem nun einige Zeit verstrichen ist und wir uns alle mehr oder weniger wieder im Alltag eingefunden haben, bietet es sich an ein Resümee für die Tour zu ziehen. Eines gleich einmal vorneweg: um eine solche Wanderung zu machen, muss man kein Spitzensportler sein. In unserer Gruppe hatten wir einen schönen Querschnitt durch alle Altersklassen von 15 Jahren bis hin zu 53 Jahren. Keiner von uns ist ein “Vollblut-Sportler”. Wir alle brachten nur eine akzeptable Grundkondition mit und bereiteten uns in den Wochen davor gezielt mit ausgedehnten Wanderungen auf unser Vorhaben vor. Auch die Streckenführung von Oberstdorf nach Meran ist so ausgelegt, dass von Tag zu Tag mehr Leistung von einem abverlangt wird. Wer will, kann in Zams oder im Pitztal immer noch einen Tag Pause zum Entspannen einlegen. Anfangs hatte ich noch darüber nachgedacht die Tour betreut durch eine Bergschule zu machen. Dies hätte bei vielen Hüttenaufstiegen sogar einen Rucksacktransport beinhaltet, so dass man unter Tage mit leichtem Gepäck unterwegs gewesen wäre. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich mich dagegen entschieden habe: zum Einen rechtfertigt es m. E. nicht den erheblich höheren finanziellen Aufwand und zum Anderen verliert die Tour einiges an Authentizität.

Naturerlebnis

Belohnt wurden die Strapazen durch ein – vermutlich – einmaliges Erlebnis in der Natur: wir bekamen von Almwiesen und gemäßigten Hüttenanstiegen bis hin zu Steigen in hochalpinen Regionen einschließlich einer wunderschönen Gletschertour mit Gipfelerfolg vielfätlige Landschaften zu sehen und zu spüren. Jeder noch so kleine Anstieg war sofort zu fühlen – immerhin hatten wir zwischen 8 kg und 10 kg auf dem Rücken zu tragen. An jeder Wegbiegung offenbarte sich uns dafür ein neues und noch schöneres Panorama. Auch der Blick zurück gewann in dieser Woche eine ganz neue Bedeutung. Konnten wir doch so immer wieder mit dem Blick ins Tal oder zurück zur Hütte, die wir kurz zuvor verlassen hatten, sehen welche Leistungen wir vollbracht hatten. Die Tage unterwegs und auch auf der Hütte lehrten uns wieder einmal den Blick auf das Wesentliche. Ganz schnell bekommt man hierbei ein Gefühl dafür, was wirklich notwendig und was purer Luxus ist. Für den einen war es die lauwarme Dusche anstatt des kalten Wasserhahns und für den anderen war es das Rumpsteak auf fast 2.900 m in der Braunschweiger Hütte anstatt Spaghetti mit Hackfleischsoße.

Zwischenmenschliches und Erfahrungen

Auch zwischenmenschlich änderte sich unser Verhalten erheblich. Nicht nur bei uns in der Gruppe achteten wir auf jeden und übten uns in Rücksicht. Auch auf den Hütten und unterwegs trafen wir immer wieder Wanderer, die oft das gleiche Ziel wie wir hatten, und wir tauschten uns aus und gaben uns gegenseitig Tipps – keine Spur von der Anonymität und Distanziertheit, die wir zuhause unseren Mitmenschen gegenüber an den Tag legen.

In den sieben Tagen haben wir fast 100 km zu Fuß zurückgelegt und dabei im Auf- und Abstieg jeweils rund 7000 Höhenmeter bewältigt. Nicht alles ist reibungslos über die Bühne gegangen, aber im Nachhinein lässt sich über alles nur schmunzeln.

  • Bahntickets sollten nach der Suche der Verbindung auch bezahlt werden. Sonst sitzt man ohne Ticket im Zug
  • Nicht immer ist man mit der DB schneller am Ziel, wenn man eine schnellere Zugverbindung bucht. Verpasst man den Anschlusszug, ist man eben eine Stunde später am Ziel
  • Trinkflaschen sollte man im Rucksack verschließen, ansonsten setzen diese den kompletten Rucksack unter Wasser wenn man sich bückt
  • Nach drei Tagen beim Frühstück einen Teil des Backenzahns abgebissen – Zahnärzte gibt es noch nicht auf den Hütten. Ging aber alles schmerzfrei über die Bühne
  • Steigeisen kann man auch mit den Frontalzacken nach hinten anziehen – sollte man aber nicht
  • Beim Fotografieren auf dem Gletscher sollte man Vorsicht walten lassen; ansonsten verliert man das Handy beim Einstecken in die Tasche. Auch hier hatten wir Glück: Didi konnte es mit “externer” Navigation auf dem Gletscher wieder finden
  • Das Beste kommt zum Schluss: an einem Wanderschuh hat sich die Verklebung der Schuhsohle auf den vorderen 2/3 in Wohlgefallen aufgelöst. Damit läuft sich extrem “unrund”! Auch hier Glück im Unglück: am letzten Tag beim Abstieg passiert!
  • Kulturbeutel sollte man nach der Morgentoilette wieder in den Rucksack packen. Ansonsten dreht man nach fast einem halben Tag um und holt ihn in der Unterkunft wieder ab (zum Glück am letzten Tag passiert, wo es danach einen Linienbus nach Meran gab)

Resümee

Für Manchen wird sich jetzt vermutlich die Frage stellen: “War es die Strapazen wert?” oder auch “Würdest Du es wieder machen?”. Beide Fragen kann ich für mich persönlich mit einem klaren “JA!” beantworten. Die Bilder bei den Berichten sollten hierfür ganz alleine für sich sprechen: faszinierende Landschaften und immer wieder glückliche und strahlende Gesichter! So eine Tour würde ich jederzeit wieder machen – ob wieder auf dem E5, auf einer anderen Variante des E5 oder auf einem anderen Fernwanderweg: wer weiß? Ich kann nur jeden, der auch nur im Entferntesten mit der Idee liebäugelt, dazu ermutigen sich zu trauen und das Unternehmen anzugehen. Selbst wenn man die Tour nach drei oder vier Tagen abbrechen muss (das habe ich auch vor zwei Jahren gemacht), so sammelt man doch neue Erfahrungen. Und sollte sich jemand mit der Organisation und Planung überfordert fühlen, so kann ich hier gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Meldet euch einfach 🙂

Links zu den Tagesberichten

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3 Antworten

  1. MistaCootie sagt:

    Danke für die schönen Berichte und dein Fazit.
    Nun habe ich noch mehr Lust bekommen, mich auch mal daran zu wagen, die Alpen per pedes zu überqueren.
    Da es ja ein Geocaching Blog ist würde ich mich an dieser Stelle natürlich auch über Infos zu vorhandenen Caches auf der Route freuen.

    Und falls ich mich dann aufmachen sollte, melde ich mich garantiert bei dir.

    Vielen Dank und
    Glück Auf

    Sebastian