Kommentar: Reviewer-Willkür in Ba-Wü

Immer wieder wird den Geocaching Reviewern Willkür im Umgang mit uns Geocachern vorgeworfen, sei es in Bezug auf Nichtfreischaltung oder auch die Archivierung von Geocaches. Auch das Verlangen von Genehmigungen wird von den Geocachern oft als Schikane die sich die Reviewer ausgedacht hätten empfunden. Dabei wird auch gerne auf das unterschiedliche Verhalten von Reviewern verwiesen, oder dass es in anderen Ländern, zB Frankreich, überhaupt kein Problem sei einen T5-Baumcache zu veröffentlichen.

Nun haben die baden-württembergischen Reviewer dazu schon eine Stellungnahme abgegeben, doch ich möchte an dieser Stelle weitere Gedanken und Überlegungen äußern, die hoffentlich auch zu einem besseren Verständnis beitragen. Im Folgenden handelt es sich dabei um meine ganz persönliche Meinung.

Regionale Unterschiede sind normal

Zunächst ein Mal muss man sich dem Fakt stellen, dass Deutschland eine förderalistische Republik ist, bestehend aus 16 Bundesländern. Jedes Bundesland hat zB ein eigenes Waldgesetz, welches durchaus Unterschiede zu anderen aufweist. In manchen Bundesländern gibt es auch deutlich mehr Wald in Privatbesitz als in anderen. Übergeordnet gilt jedoch für alle das Bundesnaturschutzgesetz.

Doch auch auf Länderebene gibt es Unterschiede. Diese sind darin begründet, dass zB in Ba-Wü die unteren Naturschutzbehörden in den Landkreisen und Städten angesiedelt sind. Das gilt analog für die unteren Forstbehörden.

Und zu guter letzt haben natürlich auch die Gemeinden und Privatwaldbesitzer ein Wörtchen mitzureden, denn diese sind für das was auf ihren Gemarkungen bzw. ihrem Grundbesitz passiert verantwortlich.

Betrachtet man nun diese Konstellation, dann erschließt sich einem sehr schnell, dass es zum einem viele verschiedene Ansprechpartner gibt und diese natürlich auch unterschiedlicher Auffassung sein können. Es sind ja hinlänglich Beispiele bekannt, in denen Gemeinden Geocaching-Verbote erlassen haben oder GC stark eingeschränkt haben. Wenn so etwas passiert, ist dem oft exzessives Verhalten seitens der Geocacher voraus gegangen.

Was ich damit sagen will ist, dass die Reviewer natürlich auch regional unterschiedliche Gegebenheiten berücksichtigen müssen, denn wenn zB das LRA in Freiburg Baumcaches grundsätzlich verbieten würde, hätte das zunächst keine Auswirkungen auf den LK Karlsruhe. Oder wenn eine Gemeinde beschließt auf ihrer Gemarkung kein Geocaching haben zu wollen, dann betrifft das die Nachbarorte nicht.

Bei alledem darf man nicht vergessen, dass alle Vorschriften die auf Gemeinde-, Kreis-, Länder- oder Bundesebene erlassen werden jeweils Vorrang vor den Geocaching Guidelines haben. Das steht ausdrücklich so in den Geocaching Richtlinien von Groundspeak und mE ist das interpretationsfrei.

Für die Reviewer gilt es also nicht nur die Guidelines von Groundspeak zu beachten, sondern auch alle lokalen Gegebenheiten und ggfs Sonderfälle.

Situation in Frankreich ist nicht vergleichbar

Von den Reviewer-Kritikern wird, zumindest bei uns, gerne unser Nachbarland Frankreich als Beispiel dafür angeführt, dass dort ja alles viel lockerer sei.

Zunächst mal ist Geocaching in Frankreich bei weitem nicht zu populär wie hierzulande und demzufolge steht unser Hobby dort auch (noch) nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit. Das mag ein Grund dafür sein, dass es dort zur Zeit noch einfacher erscheinen mag einen Cache zu legen der bei uns nicht genehmigt werden würde. Andererseits gehen die Franzosen, meiner Erfahrung nach, viel offener damit um und die lokalen Geocaching Angebote werden oft mit Unterstützung und vor allem Wissen der Gemeinden realisiert.

Ein paar Zahlen:

Project GC weist für Deutschland zZ ca. 333.000 Caches aus, für Frankreich ca. 98.000, dabei hat Frankreich 1,5 mal mehr Fläche als Deutschland. Ebenfalls signifikante Unterschiede gibt es bei der Zahl der T5-Caches: Frankreich hat etwas mehr als 800 T5er, in Deutschland sind es fast 10.000, also 12x soviele.

Regional betrachtet liegen allein in Baden ca. 18.000 (davon fast 500 T5) Caches, im Elsass “nur” ca. 4.900 (73 T5er) !!!

Andere Plattformen sind auch keine Lösung

Leider sind einige Cacher nicht willens sich mit den Gegebenheiten konstruktiv auseinanderzusetzen, sie lassen nur ihre eigene Interpretation gelten und verlagern ihre Caches daher auf andere Plattformen und archivieren sie auf geocaching.com. Doch das zeugt mE von wenig Weitblick, denn letztendlich ist es zB den Vertretern von Forst und Jagd egal auf welcher Plattform die Caches gelistet sind, und keine der “alternativen” Plattformen kann sich auf Dauer der Verantwortung gegenüber der Natur und Gesellschaft entziehen. Im Übrigen gelten überall, zumindest nach außen, nahezu diesselben Regeln, nur dass es dort (noch) keine Reviewer gibt. Die Frage ob Selbstkontrolle ausreichend ist, dürfte sich spätestens dann stellen, wenn auch die anderen Geocaching-Plattformen ins Visier der Öffentlichkeit oder Behörden geraten.

Die Zeit als Geocaching mehr oder weniger eine Aktivität im Untergrund und bestenfalls in rechtlichen Grauzonen sowie dem Schutz der Anonymität  stattgefunden hat sind vorbei. Die Gründe dafür sind vielfältig und müssen hier auch nicht weiter ausgeführt werden.

Es ist aber unsere Verantwortung als Geocacher dafür zu sorgen, dass unser Hobby auch in der Gesellschaft akzeptiert wird! Das gelingt jedoch nur wenn wir uns auch mit anderen Interessensgruppen auseinandersetzen. Wenn wir  dabei das Naturerlebnis und den Naturschutz in Vordergrund stellen, sind die Vorausetzungen mehr als günstig um unserem gemeinsamen Hobby auch in Zukunft ohne Einschränkungen nachgehen zu können.

Es ist mMn wichtig den Geocaching-Dialog aktiv zu führen und sich bei Konflikten lösungsorientiert zu verhalten, dazu gehört auch die Diskussion untereinander, gerne auch im Anschluss an diesen Kommentar.

Alles andere ist zum Nachteil ALLER Geocacher.

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