Lumenwahn beim Nachtcachen

Noch sind die Witterungsbedingungen günstig, die Vegetation hält sich auch noch etwas zurück und die Nächte sind weiterhin relativ lang. Gute Voraussetzungen für Nachtcaches, schließlich ist es etwas völlig anderes in der Nacht zu cachen. Das (Natur-)Erlebnis ist viel intensiver und unsere Sinne arbeiten ganz anders, denn unsere Augen arbeiten in der Dunkelheit nicht so wie am Tag und man sollte dabei ein paar Dinge beherzigen.

Tipps für das Cachen bei Nacht

Allein auf nächtliche Cachetour in den Wald gehen ist keine so gute Idee. Es kann immer was passieren, ein falscher Schritt und man ist unter Umständen bewegungsunfähig. Man kann sich auch nicht unbedingt auf eine Mobilnetzabdeckung verlassen, denn in den großen Wäldern und Mittelgebirgen gibt es immer noch zahlreiche Funklöcher, die sogar einen Notruf verhindern oder zumindest erschweren können. Grundsätzlich kann es hilfreich sein die Rettungspunkte im Wald zu kennen. Mobile Datenverbindung vorausgesetzt ist die App Hilfe im Wald nützlich. Oder man lädt sich die Rettungspunkte für die Offlinenutzung auf sein GPSr oder Smartphone. Die entsprechenden Dateien gibt es bei Der Gründel zum Download.

Besser ist es, in einer Gruppe unterwegs zu sein, allerdings sollte man auch nicht in größeren Horden nachts durch die Gegend streifen. Es ist durchaus auch auf größere Entfernung auffällig, wenn zig Lampen leuchten und die Nacht zum Tage machen. Viel wichtiger ist jedoch, vor allem in der Nacht, Rücksicht auf die örtliche Tierwelt zu nehmen. Auch wenn ein Teil der Fauna nachtaktiv ist, setzt das Dunkelheit voraus. Der weitaus größere Teil der Tierwelt hält jedoch Nachtruhe und ist somit störanfällig.

Das Befahren von Wald- und Feldwegen mit Kraftfahrzeugen ist nicht nur am Tag sondern erst recht in der Dunkelheit tabu!

Es kann übrigens nicht schaden einen Blick auf den Mondkalender zu werfen. In den Tagen um Vollmond ist zum Beispiel Jagdzeit. Dabei nutzen Jäger das helle Mondlicht, während sonst die Jagd mit Einbruch der Dunkelheit beendet ist. In dieser Zeit ist es besser Nachtcaches zu meiden um potentiellen Konfrontationen mit Jägern aus dem Weg und grundsätzlich auf Nummer sicher zu gehen. Vollmond ist alle vier Wochen, es bleiben also locker 3 Wochen im Monat zum Nachtcachen.

Grundsätzlich sollte man sich nachts ruhiger verhalten als tagsüber. Die nächtliche Geräuschkulisse im Wald ist eine ganz andere und je lauter man ist, desto weniger bekommt man von der Umgebung mit. Wenn wir früher als Kinder Nachtwanderungen gemacht haben, dann waren die größten Schisser immer am lautesten 😉 .

Beim Zusammentreffen mit Wild unbedingt Ruhe bewahren und das Licht wegnehmen. Das Wild geht dann seines Weges, doch wenn es geblendet wird bleibt es stehen!

Tipps für die Lampenwahl

Es soll ja Leute geben, die rennen nachts mit Lampen rum welche Lichtströme von weit über 1000 Lumen erzeugen. So ein „Flutlicht“ ist zum Cachen völlig unnötig und erzeugt außerdem bizarre Lichtverhältnisse. Bei Reflektorstrecken übersieht man damit gerne mal die „Wegweiser“, denn in gleißendem Licht reflektieren auch viele andere Dinge. Gute Lampen haben verschiedene Helligkeitsstufen, und Lampen mit bis zu 100 Lumen reichen völlig um den Weg auszuleuchten. Sind mehrere Leute unterwegs müssen auch nicht alle Lampen brennen. Das spart Energie und verlängert die Leuchtdauer ?.

Wenn es ans Suchen geht, kann man durchaus auch mal mehr Licht brauchen. Dann schaltet man seine Lampe hoch oder auch mal in den sogenannten Turbo-Modus, was volle Lichtleistung der jeweiligen Lampe bedeutet. Doch auch hier zeigen sich in der Praxis Leuchtstärken bis 300 Lumen als völlig ausreichend. Es ist nicht nötig hunderte von Metern in den Wald hinein zu leuchten um einen Hinweis oder eine Dose in der Baumwurzel zu entdecken. Und beim Gehen auf den Wegen braucht man erst recht nicht so viel Licht. Man ist ja nicht mit einem Affenzahn unterwegs und hat Anhaltewege von mehreren hundert Metern 😉 .

Weit verbreitet sind mittlerweile die LED-Lampen, die es für überschaubare Beträge in guter Qualität gibt. Eine Kopflampe verbessert die Bewegungsfreiheit weil man die Hände frei hat. Doch auch die Stablampe hat ihre Berechtigung, denn es kann sein, dass die Aufgabenstellung es erfordert in bestimmte Richtungen zu leuchten um beispielsweise ein Reaktivlicht auszulösen. Das geht mit der Hand doch einfacher als ständig den Kopf hin und her zu drehen.

Lumen, Lumen, noch mehr Lumen

Auf keinen Fall braucht man „Such“- oder „Flak„scheinwerfer. Solche Lampen werden für taktische Zwecke oder Hilfseinsätze benötigt, aber nicht zum Nachtcachen. Damit hat es definitiv nichts mehr zu tun wenn 6 bis 10 Leute mit gleißendem Licht durch den Wald laufen und dabei Lichtströme von zigtausend Lumen erzeugen.

Den „Angsthasen“ unter den Geocachern sei gesagt: viel Licht mag euch zwar die „Angst“ nehmen, aber die Stimmung eines nächtlichen Waldbesuchs werdet ihr damit nicht erleben und erfahren. Und wenn euch die Stimmung sowie das Erlebnis des Waldes in der Nacht egal ist, wenn ihr euch lieber dem Lumenwahn hingebt, dann bleibt einfach daheim und lasst die Waldbewohner in Ruhe.

Etwas Theorie

Je heller eine Lampe leuchtet, desto mehr Leistung wird benötigt und umso mehr Strom verbraucht sie. Das gilt ebenso für LED-Lampen, auch wenn die Lichtausbeute natürlich deutlich höher ist.  Pro 1 Watt Leistung können derzeit handelsübliche, sehr gute LED-Chips einen Lichtstrom von 140 lm erzeugen. Im Labor werden auch schon Lichtströme in doppelter Höhe erzeugt, die Entwicklung ist ähnlich rasant wir vor Jahren in der Speichertechnologie.

Ein paar Rechenbeispiele

In „normalen“ Taschenlampen sind sehr oft LED-Chips des Herstellers CREE mit einer Leistung von 3 W verbaut. Damit erzeugt man einen Lichtstrom von 300 lm (100 lm/W, keine High-End-LED!).  Betrieben werden diese Talas i. d. R. mit 2 x AA (LR6 / Mignonzelle) Batterien. Eine gute Alkali-Mangan Batterie hat eine elektrische Kapazität von 2300 mAh bei 1,5 V. In der Tala sind 2 AA Batterien in Reihe, d. h. wir haben eine Betriebsspannung von 3 V, aber keine Verdoppelung der Kapazität. Wir benötigen für 3 W Leistung bei 3 V einen Strom von 1 A (P = U * I).

Verwendet man Akkus statt Batterien, sieht das schon etwas anders aus. Ein guter NiMH-Akku (Größe AA) hat eine Kapazität von 2.500 mAh, aber nur eine Nennspannung von 1,2 V. Um 3 W Leistung zu erzeugen, wird bei anliegender Spannung von 2,4 V ein Strom von 1,25 A benötigt. In diesem Fall sind nach 2 Stunden Dauerlicht bei voller Leistung die Akkus leer.

Ich habe seit kurzen eine neue Kopflampe, die Petzl NAO mit Reactive Lighting. Für diese Lampe wird ein maximaler Lichtstrom von 430 im Dauerbetrieb angegeben. Nach 1 h 30 ist dieser „Dauerbetrieb“ jedoch zu Ende. Der Li-Ion Akku (3,7 V, 2,6 Ah) liefert dabei über die gesamte Zeit eine Leistung von ca. 6,4 Wh.

Bei Verwendung der Reactive Lighting Technologie passt die Lampe automatisch das Licht der jeweiligen Situation an und es wird eine Leuchtdauer von bis zu 12 1/2 Stunden angegeben. Gut 12 Stunden lang immer das passende Licht, das ist eine wirklich feine Sache. Bei den ersten Einsätzen dieser Lampe war ich wirklich positiv überrascht. Das Gefummel um die Helligkeit der jeweiligen Situation anzupassen entfällt völlig. Die Reaktionszeit der Lampe ist dabei sehr gut. Schnelle Wechsel von fern auf nah meistert sie problemlos und die sonst damit verbundenen Blendeffekte gibt es nicht.

Lumen ist nicht gleich Lumen

Viele Lampen werden mit imposanten Lumen-Werten beworben. Gerade im Niedrigpreis-Sektor findet man oft Taschenlampen mit 1000 Lumen und weit darüber, während sich Markenhersteller mit einigen hundert Lumen „begnügen“. Doch woher kommt dieser Unterschied? Wir alle wissen, dass LED nicht gleich LED ist und die Farbtemperatur variieren kann. Wir empfinden warm weißes Licht am angenehmsten, während uns bläuliches Licht heller und kälter vorkommt. Und hierein begründen sich auch die unterschiedlichen Lumen-Angaben, denn je grüner (blauer) das ausgesendete Licht ist, desto einfacher ist es einen höheren Lichtstrom zu generieren. Je höher der Gelb- und Rot-Anteil im Farbsprektrum, wodurch die Lichtfarbe angenehmer wird, desto mehr Leistung muss aufgebracht werden um einen gleich hohen Lichtstrom zu erzielen. Eine schöne Erklärung dazu habe ich in einem Blog gefunden, der sich mit LED-Technologie beschäftigt.

Schlussbemerkung

Immer wieder entbrennen in diversen Foren und Gruppen in den sozialen Medien heiße Diskussionen wenn jemand nach einer Empfehlung für eine Lampe fragt. Diese Diskussionen sind oft sehr polemisch und zudem steht meistens der Preis sowie eine möglichst hohe Lumenzahl im Fokus. Da wird sich dann geradezu überboten, noch mehr Lumen zu einem noch niedrigeren Preis. Was davon zu halten ist habe ich ja oben ausgeführt, bzw. auf Quellen verwiesen die das detailliert beleuchten.

Das ist jetzt natürlich viel Text und ich habe versucht nicht so technisch zu schreiben, daher würde mich wirklich mal euer Feedback interessieren. Nur die Diskussion maximaler Lumenwahn zum minimalen Preis, die möchte ich nicht führen. Das könnt ihr gerne in den diversen Fb-Gruppen machen 🙄 .

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3 Antworten

  1. Seekers98 sagt:

    Als ich flüchtig den Betreff gelesen habe, las ich „Lumpenwahn beim Nacktcachen“, oh was ist das? Achso, geht nur um Taschenlampen… 😉

  2. Andreas sagt:

    Als Nachtcache Anfänger begibt man sich oft in die „billiger und heller“ Falle.
    Wobei ich sagen muss, zu einer 08/15 LED Stablampe (fokussierbar, 10€ bei Aldi Süd) ist nur eine teure Kopflampe (LED-Lenser SEO 7R)
    dazu gekommen. Damit komme ich am besten durch die Nacht ohne eine Kernschmelze im Wald vorzutäuschen!
    Am besten sollten Nacht Newbies wirklich mit einem erfahrenen Nachtcacher losziehen um zu sehen was nötig und was übertrieben ist.