Zu Besuch im LGL Karlsruhe
Am 2. Mai 2015 wurde im Rahmen eines Geocaching Events in Durmersheim ein neuer GNSS Kontrollpunkt eingemessen. Die Idee dazu ist durch eine Kontaktaufnahme zum Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) Baden-Württemberg entstanden, dessen SAPOS-Team für die Durchführung verantwortlich zeichnete und uns dabei auch eine Einführung in die Welt der GNSS Positionierung gab. Bevor die eigentliche Messung durchgeführt wurde, hatten die anwesenden Geocacher die Möglichkeit die Position des künftigen Kontrollpunktes selbst zu bestimmen. Das Ganze war ein kleiner Wettbewerb und die drei Cacher mit der genauesten Messung sollten zu einer Besichtigung in LGL eingeladen werden.
Besuch des LGL
Entsprechend der gemeinsamen Terminabstimmung war es am Mittwoch, 19. August 2015, dann soweit. Kurz vor 15 Uhr fanden sich alle vor dem Eingang des LGL Dienstgebäudes in Karlsruhe ein und wurden dann pünktlich in Empfang genommen.
Im Konferenzraum angekommen, wurden wir zunächst vom Leiter der Abteilung 5, Produktion, Herrn Klauser begrüßt und erhielten eine kurze Einführung zum Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung. im wesentlichen würden wir heute Einblick in drei Referate und deren Aufgaben bekommen.
Die Vorstellung der einzelnen Referate übernahm Herr Deck, der auch das Referat 51, Geodätischer Raumbezug, leitet.
Fernerkundung
Unsere erste Station war das Referat 53, Fernerkundung. Dabei geht es natürlich nicht um Spionage wie der Name vermuten lassen könnte, sondern um die Erstellung von Orthophotos an Hand von Luftaufnahmen. Neben der Planung der Bildflüge, die von Dienstleistern durchgeführt werden, werden die so gewonnenen Luftbildaufnahmen in verschiedenen Schritten ver- und bearbeitet. Dabei werden gigantische Datenmengen prozessiert, denn schon ein einziges Luftbild ist mehrere GB groß. Die Bilder selbst, werden mit großen Überlappungen aufgenommen um mit stereoskopischen Verfahren auch 3D-Bilder zu erzeugen. Daneben werden die Bilder, in einem Zyklus von drei Jahren wird ganz Baden-Württemberg einmal aus der Luft erfasst, unter anderem auch Farbkorrekturen unterzogen um ein einheitliches Gesamtbild zu erzeugen. Auch für die 3D Darstellung sind verschiedene Aufbereitungsschritte notwendig um optimale Ergebnisse zu erzielen. Das Ergebnis ist dann allerdings auch beeindruckend: mit aktiven 3D-Brillen und spezieller Software können z. B. die Höhen von Häusern ermittelt werden.
Neben den verschiedenen Produktionsschritten wurde uns auch der Nutzen erklärt und welche Kunden was und wofür einsetzen. So kann eine Gemeinde z. B. feststellen wieviel Fläche versiegelt ist. Auch die Lage und Größe von Dachflächen kann so ermittelt werden um geeignete Standorte für die Gewinnung von Solarenergie zu finden. Die Nutzungsszenarien sind vielfältig, und es war für uns sehr interessant zu sehen wie die Bilddaten gewonnen und verarbeitet werden.
Topographie
Mit den Eindrücken der Luftaufnahmen, ging es weiter ins Referat 52, Topographie, das sich mit der Erstellung und Aktualisierung von Karten befasst. Heutzutage werden die Luftbilder als Basis für Karten und Digitale Landschaftsmodelle herangezogen. Damit die Karten präzise sind, müssen sie unter anderem georeferenziert werden, sprich das was die Karte zeigt muss auch der Wirklichkeit entsprechen. Das gilt für Straßenkarte ebenso wie für Wanderkarten, die zusätzlich auch Höheninformationen enthalten.
Das LGL ist dabei auch Lieferant für das Bundesamt für Kartografie und Geodäsie (BKG), wo beispielsweise auch Google die Basisdaten für seine „Google Maps“ bezieht. Das LGL liefert in einem drei-monatlichen Turnus Aktualisierungen an das BKG. Bei diesen Aktualisierungen sollen künftig auch Veränderungen mit Hilfe des Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-2 erfasst werden.
Interessant waren auch einige Beispiele in denen Unterschiede zu OSM aufgezeigt wurden. Während das LGL quasi keinen Außendienst mehr hat, lebt OSM zu großen Teilen von den Daten und Tracks der Community. Das führt dazu, dass in den OSM-Karten zwar oft schmalste Pfade kartografiert sind, die auf Luftaufnahmen durch die Belaubung der Bäume gar nicht zu erkennen sind, es gleichzeitig aber auch zu gröberen Abweichungen von Straßenverläufen in Wohngebieten kommt. Wie groß diese Abweichungen teilweise sind, lässt sich gut erkennen wenn man die verschiedenen Karten übereinander legt. Ein probates Mittel dafür ist QGIS, ein freies Geografisches Informationssystem.
Geodätischer Raumbezug
Zum Abschluss unseres Besuchs beim LGL, ging es um größtmögliche Positionsgenauigkeit, was das Herz eines jeden Geocachers höher schlagen lässt, natürlich im übertragenen Sinne, denn neben der ganzen Technik sind bei der Dosensuche auch unsere Sinne gefordert. Das SAPOS-Team im Referat 51, ist dafür zuständig. die im ganzen Land verteilten Referenzstationen zu betreiben und miteinander zu vernetzen. Diese liefern Korrekturdaten um damit die Signale der GNSS-Satelliten (GPS & GLONASS) zu optimieren. Wie das genau funktioniert, haben wir bereits Anfang Mai beim Event erfahren, und nun hatten wir Gelegenheit die Technik im Hintergrund zu sehen. Der Satelliten-Positionierungsdienst des Landes Baden-Württemberg ist dabei in europäische Netzwerk eingebunden und verwendet auch die Daten von Referenzstationen in Grenznähe. Durch die Vernetzung können auch Ausfälle einzelner Stationen kompensiert werden, ohne dass es zu Beeinträchtigungen des Dienstes selbst kommt. Die SAPOS-Dienste des LGL werden auch wieder von verschiedenen Kundengruppen genutzt, z. B. von Vermessern oder auch in der Landwirtschaft.
Dank
Nach rund zwei Stunden voller Eindrücke, viel mehr hätte man auch kaum „verarbeiten“ können, war es an der Zeit sich zu verabschieden. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für den freundlichen Empfang und das Engagement der Mitarbeiter des LGL, die uns jederzeit kompetent und verständlich an ihrem Wissen teilhaben ließen. Als Bonus haben wir Teilnehmer einen USB-Stick mit einem Luftbild und 3D-Model unserer nächsten Wohnumgebung bekommen. Auch dafür vielen Dank!
Für mich persönlich, als Geocacher und Blogger, war es super spannend zu erleben, was aus einer formlosen E-Mail-Anfrage entstanden ist. Nach dem Event zur Einmessung eines GNSS-Kontrollpunktes war die Einladung ins LGL ein weiterer Höhepunkt. Ich freue mich sehr darüber in Herrn Krempel sowie seinen Kollegen und Vorgesetzten überaus aufgeschlossene Ansprechpartner gefunden zu haben um diese Aktionen durchführen zu können.
Das LGL hat ebenfalls einen kleinen Bericht veröffentlicht, dort gibt es auch ein paar Bilder zu sehen. Ich selbst kam nicht wirklich zum Fotografieren weil es so interessant war. Einen weiterer Bericht wurde im Blog von GIS.Point publiziert.
Übrigens wird der hier mehrfach erwähnte GNSS-Kontrollpunkt in Durmersheim demnächst auch offiziell eingeweiht, die Terminabstimmung dazu läuft.
Na, da waren wir ja heute alle fleißig 😉
Mein Bericht ist auch online: http://gispoint.de/blog/blog-einzelansicht/1583-gnss-referenzpunkte-und-sapos-wie-funktioniert-das-eigentlich.html
Liebe Grüße aus Frankfurt,
Annika