Geocaching vs. Naturschutz

Geocaching T5 Paddeltrail

Zugegeben, die Überschrift Geocaching vs. Naturschutz ist eine Provokation. Der Grund ist, dass wieder ein Mal ein Geocaching Trail archiviert wurde, “um weitere Schäden an der Natur zu verhindern”, so die Begründung im Archive-Log des Reviewers. Geocaching ist also schädlich für die Natur. Aha. Nun, das muss man natürlich näher beleuchten.

Geocaching HQ hält sich zurück

Der T5-Paddeltrail auf der Jümme und angrenzenden Gewässern in Ostfriesland, löste direkt mit der Veröffentlichung Kritik aus. Auch ich habe Anfang Februar mit Paddeltrail fürs Archiv meine Prognose abgegeben. Vom Geocaching HQ hat man allerdings nach der Löschung diverser Notes und Sperrung der Verfasser, so wie der Androhung weiterer disziplinarischer Maßnahmen, nichts weiter gehört. Der Mitteilung, dass man mit den örtlichen Reviewern und Behörden im Kontakt sei folgte nämlich: nichts.

Wir wissen alle, dass das Geocaching HQ nicht dafür bekannt ist, offen und transparent zu kommunizieren, doch nach dem wirklich harten Durchgreifen mit dem Neckar-Paddeltrail, konnte man durchaus eine andere Erwartungshaltung haben.

Anfragen bei Behörden

Schon beim Neckar-Paddeltrail zeichnete sich umgehend ab, dass der Owner keine Genehmigungen hatte, was dann seitens des Geocaching HQ als Grund für die Archivierung herangezogen wurde.

Bei dem Jümme-Trail lag es wohl etwas anders, und ich wollte der Sache auf den Grund gehen. Da ich in der Vergangenheit schon mehrfach positive Erfahrungen mit Anfragen bei Behörden gemacht habe, habe ich zunächst die in Frage kommenden, offiziellen Stellen recherchiert. Der Trail befindet sich im Zuständigkeitsbereich des Landratsamtes Leer, dort ist die untere Naturschutzbehörde angesiedelt. Kontaktmöglichkeiten sind auf der Homepage aufgeführt. Meine Anfrage bzgl. der Genehmigung wurde zunächst mit Zurückhaltung beantwortet. Auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass der Sachbearbeiter nur wenig Info erhalten hatte.

Der Vollständigkeit halber, ging die Anfrage auch ans Ordnungsamt der Samtgemeinde Jümme, auf deren Gemarkung sich ein großer Teil der Caches des Trails befinden. Von dort hieß es, es sei nichts über die Verteilung von Geocaches auf dem Gebiet der Gemeinde bekannt.

Zwei offizielle und relevante Behörden wissen also wenig bis nichts von einem Paddel-Trail. Der Owner behauptet jedoch, vorab Genehmigungen von Ämtern und Behörden eingeholt zu haben.

Anfrage beim Nabu

Wenn also Behörden nicht wirklich involviert sind, dann sind es vielleicht Organisationen die vor Ort aktiv sind und die lokalen Gegebenheiten kennen. Schließlich werden oft und gerne CITOs in Kooperation mit Naturschützern veranstaltet, da liegt es doch nahe, sich auch anderweitig auszutauschen und zusammen zu arbeiten. Auch hier war die Antwort ernüchternd, man wisse nichts über diese Geocaching Aktivitäten, gäbe aber zu Bedenken, dass sensible Bereiche betroffen seien, auch wenn diese nicht als klassifizierte Schutzgebiete ausgewiesen sind. Unbedingt zu beachten sei die Brut- und Setzzeit, da in diesem Gebiet viele stark gefährdete Vogelarten ihre Brutstätten haben.

Die Brut- und Setzzeit geht von Anfang April bis Mitte Juli, wir befinden uns also mittendrin.

Beschwerden von Anwohnern und Anrainern

Aus einigen Logs ging hervor, dass es der Cacheowner offenbar nicht so genau mit den Eigentumsverhältnissen nahm. Geocaches wurden unter anderem auch an privaten Anlegern befestigt. Mit zunehmender Frequentierung des Gewässers und damit auch zunehmender Kontaktfrequenz durch Geocacher, kann der tolerierbare Störungsgrad durchaus überschritten worden sein, so dass in der Folge Beschwerden bei den Ämtern eingegangen sind. Spätestens dann muss ein Amt aktiv werden und den Beschwerden nachgehen.

Archivierung auf Grund von Beschwerden

Für die Archiverung führt der zuständige Reviewer letztlich Beschwerden von Anwohnern und offiziellen Stellen an. Welche Stellen das sind, wird natürlich nicht mitgeteilt. Um weitere Schäden an der Natur zu verhindern ist ein weiterer Grund. Traurig daran ist, dass es überhaupt zu Schädigungen kommen musste.

Fazit

Dass dieser Paddel-Trail dieses Ende nehmen wird war vorhersehbar. Über 100 Dosen aufs Wasser zu schmeißen, entbehrt – meiner Meinung nach – vollständig gesundem Menschenverstand. Dass es überhaupt zur Veröffentlichung kam ist schwer nachzuvollziehen, auch auf Grund mangelnder Transparenz seitens des Geocaching HQ.

Nicht weit weg von der Jümme, gibt es weitere Paddeltrails. Einen davon hat der verantwortliche Owner erst kürzlich archiviert. Auch hier ist die Naturverträglichkeit wohl eher kritisch zu bewerten, ebenso bei anderen Trails desselben Owners.

In ganz Deutschland führen Geocaching Trails zu Problemen und Zwangsarchivierungen, doch eine Änderung im Umgang damit ist nicht absehbar. Der nächste Trail wird noch länger und hat noch mehr Dosen. Und andernorts versucht man Geocachingverbote abzuwenden. Da werfen solche Vorgänge schon ein spezielles Licht auf die Szene.


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Eine Antwort

  1. 10. Juni 2019

    […] GC vs Naturschutz […]