Der Punkt muss her!

Es ist immer wieder erstaunlich,  wie bei bestimmten Themen die Meinungen auseinander gehen. Noch erstaunlicher allerdings ist es, mit welcher Vehemenz Betroffene meinen die eigene Sicht der Dinge verteidigen zu müssen.

Das folgende Thema ist ein Klassiker in der Geocaching Community:

Ein Cacheowner stellt fest, dass einer oder mehrere seiner Caches online geloggt wurden, obwohl kein Eintrag ins Logbuch vor Ort erfolgt ist. Daraufhin stellt er, z. B. in einer der vielen GC-bezogenen Facebook-Gruppen, die Frage wie er sich verhalten soll. Das ist insofern ein Klassiker, weil diese Frage mindestens einmal die Woche in irgendeiner Gruppe gestellt wird und jedes Mal genau das Gleiche passiert.

Dabei ist es ganz einfach, die Geocaching.com Guidelines sind da eindeutig:

logrichtlinie

Argumentationen

Die Spezialisten kommen dann natürlich sofort mit dem “Argument”, dass Guidelines, also Richtlinien, ja gar nicht verpflichtend, sondern nur eine Handlungsempfehlung seien.

Laut Duden bedeutet Richtlinie folgendes:

duden_richtlinie

Die o. g. Richtlinie zum Loggen ist also durchaus als Anweisung zu verstehen. Sie sagt nämlich ganz klar aus, dass ein Online-Log nach Eintrag im (physischen) Logbuch erfolgen kann. Und “kann” steht hier nicht für Konjunktiv, wie gerne kolportiert wird. Und Groundspeak ist als Herausgeber bzw. Verfasser dieser Richtlinie durchaus als “höhere Instanz” anzusehen.

Das nächste “Argument” ist dann oft, dass Groundspeak einem Geocacher ja gar keine Anweisung geben kann. Doch ist das wirklich so? Jeder Geocacher der sich bei geocaching.com registriert und diese Plattform nutzt, akzeptiert auch deren Nutzungsbedingungen. Bestandteil der Nutzungsbedingungen sind auch die Guidelines, sprich diese werden ebenfalls akzeptiert.

Übrigens gibt es für den englischen Begriff Guideline mehrere deutsche Übersetzungen:

dict_leo_guideline
Die Richtlinie ist die häufigste Entsprechung und deren Bedeutung wurde ja schon geklärt.

Weitere Beispiele dafür, dass Richtlinien verbindlichen Charakter habe, kennen wir (fast) alle aus dem täglichen (Arbeits-)Leben:

  • Insiderrichtlinie
  • Dienstwagenrichtlinie
  • Richtlinien für Corporate Governance

Die Wirksamkeit solcher Richtlinien ist meines Erachtens durchaus gleichzusetzen mit der Wirksamkeit von Vorschriften, deren Gültigkeit ja normalerweise auch niemand anzweifelt.  Außerdem gelten solche Richtlinien ergänzend zum Arbeitsvertrag bzw. sind Bestandteil dessen.

Natürlich kann ich nicht sagen inwiefern das alles, juristisch betrachtet, auch vor einem Gericht Bestand haben würde. Mir ist aber auch kein Fall bekannt, in dem ein Geocacher juristisch gegen die Nutzungsbedingungen von Groundspeak respektive geocaching.com vorgegangen wäre 😉 .

Folgt man diesen Ausführungen, lässt sich der Schluss ziehen, dass Richtlinien mit Regeln gleichzusetzen sind. Sprich, bei den Geocaching Guidelines, handelt es sich genaugenommen um Spielregeln. Und wie jeder weiß, machen Spiele am meisten Spaß, wenn sich alle an die Regeln halten und diese nicht unterschiedlich interpretiert werden!

Keine Dose, kein Fundlog. Oder?

Man sollte meinen, dass im Falle einer nicht vorhandenen Dose auch keine Fundlogs erfolgen sondern DNF oder NM geloggt werden. Aber in vielen Fällen ist das nicht der Fall. Und natürlich kennt der (Nicht-)Finder diese Ausrede: ich war eindeutig am Cacheversteck, optional mit Beweisfoto. Doch was beweist das Foto? Es beweist, dass KEINE DOSE da ist! Und wir haben gelernt: keine Dose, kein Log!

Was machen die Cacheowner eigentlich in solchen Fällen? Nun, das ordnungsgemäße Vorgehen wäre, den Cache zu disablen und schnellstmöglich nachzusehen was los ist. Wenn klar ist, dass keine Dose da ist, darf der CO keine Fundlogs akzeptieren, denn der Cacheowner ist dafür verantwortlich, dass sein(e) Cache(s) ordnungsgemäß geloggt werden.

ownerwartung
Wie im Leben auch, gibt es bei Spielen nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Jeder kennt das Spiel “Mensch ärgere dich nicht” (und wer hat sich dabei nicht schon geärgert? 😉 ) und zumindest die Älteren unter uns kennen auch den “Schlagzwang”. Der besagt, dass eine gegnerische Figur geschlagen werden muss wenn es möglich ist. Tut man das nicht, fliegt die eigene Figur raus.  Ich will damit sagen, dass Cacheowner gut beraten sind darauf zu achten was bei den eigenen Caches so passiert und Unregelmäßigkeiten zu überprüfen.

Es gibt auch Owner, die haben dann Mitleid (muss es sein, oder?) mit den armen Geocachern und erlauben ihnen, oder bieten es sogar aktiv an, auch ohne Dose/Logbuch einen Fund zu loggen.

Geocaching ist doch nur ein Spiel

Ja, Geocaching ist ein Spiel. Und wie jedes Spiel, hat auch Geocaching Regeln (Richtlinien/Guidelines). Und die Regel, die besagt unter welchen Bedigungen ein Geocache geloggt werden darf, ist eindeutig.

logrichtlinie
Da steht nichts von Foto machen. Da steht auch nichts von Logerlaubnis durch den Owner. Da steht, dass man loggen kann, wenn man im Logbuch steht. Und auch da gibt es keinerlei Interpretationsspielraum. Ein Logbuch ist das was der Owner zusammen mit der Dose versteckt. Nicht irgendein Zettel, den man in das vermeintliche Versteck legt, womöglich noch mit einer Dose als Ersatz für eine nicht vorhandene/nicht gefundene Dose.

Die üblichen Sprüche

Gerne geäußerte Sprüche sind “Aber es tut doch keinem weh!” oder “Es schadet doch keinem”. “So jemand bescheisst sich doch nur selbst” steht auch ganz oben in der Hitliste, gefolgt von “Was juckt mich das, soll doch jede/r spielen wie er/sie will.”. Der Knaller schlechthin ist jedoch “Geht raus Dosen suchen!” Was wenn keine da ist? Wird die dann trotzdem als Fund geloggt? Schließlich war man ja draußen und hat sie gesucht.

Ich könnte jetzt noch eine ganze Reihe weiterer Sprüche aufzählen, denn bei Ausreden sind viele Geocacher kreativer als beim Verstecken von Dosen. Meine absoluten Highlights möchte ich euch nicht vorenthalten:

Wir loggen auch nur das, wo wir selbst waren, und wenn wir keinen Stift dabei hatten, dann haben wir nen Fotolog gemacht. Wenn die Dose offensichtlich weg war, aber wir uns sicher waren, dass wir den Ort gefunden haben, und uns dieses Fund wichtig war (weil wir dort so schnell nicht oder nie mehr wieder hinkommen), dann haben wir das Versteck fotografiert und um Logfreigabe gebeten.

und das hier:

Wenn die Dose ja weg ist, kann der Cacher ja nix dafür.

Genau! Hauptsache der Fundzähler wird erhöht :).

Das erste Zitat stammt übrigens von einem Team, dem nichts wichtiger als ein Stift ist!

stift

Welche Ausreden findet ihr am besten? Teilt sie bitte mit uns!

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3 Antworten

  1. R. H. aus U. sagt:

    Oh man… Erst gestern wieder hatte ich einen batschnass aufgeweichten Logstreifen in einer Filmdose drin. Natürlich logge ich in so einem Fall mit Foto^^

  2. Silva Nigra sagt:

    Cacher ohne Stift in der Tasche, sollen doch am besten zu Hause bleiben. Kein Stift, kein Log, kein Fund. Ich, für meinen Teil, kann ruhigen Gewissens behaupten, dass jeder Fund im Logbuch eingetragen wurde.
    Vergangene Woche war ich über 600km von der Homezone entfernt und habe leider, leider einen Cache nicht loggen können, den ich wirklich gerne in meiner Fund Auflistung gehabt hätte. Zum einen, weil es ein wirklich interessanter und schöner Platz ist und zum einen, weil ich trotz Schwierigkeit, an einer Station, sehr sicher war, wo das Final sich befand. Aber auf Grund viel zu vieler Muggel und trotz längerer Wartezeit, um vielleicht doch an die Dose zu kommen, habe ich es doch dann sein lassen und einen DNF geloggt. Kein Fund oder auch Punt, wenn es als solches zu betrachten ist, ist es Wert einen Cache zu gefährden, von unbeteiligten entdeckt zu werden.

  3. vipwarrior sagt:

    Zum einen möchte ich mich für den schönen Beitrag bedanken. Gut geschrieben und gibt auch alles her was zu dem Thema relevanz hat.

    Ich für meinen Teil logge das was war. Ich hatte auch schon sehr schwere DNF’s. Mein schmerzhaftester der mir in Erinnerung geblieben ist, liegt in London. Um genau zu sein die British Library. An einem Tag haben wir viel Zeit investiert und konnten den Pre-Final nicht finden. Auch am nächsten Tag investierten wir nochmal 1 – 2 Stunden in diese Station. Irgendwann brachen wir die Suche ab und erhielten dann die Info: “Außenstation weg”. Wir versuchten ohne die Station noch das Final zu finden, jedoch ohne Erfolg. Wirklich schweren Herzens loggte ich einen DNF. Hätte aber, auch wenn ich eine Logfreigabe bekommen hätte, diesen nicht als Fund geloggt. Dennoch war ich Glücklich! Ich machte den Cache und hatte außer den Final alles gesehen und fühlte mich dennoch gut unterhalten! Gerade das Paradoxymoron hat mich mehr als begeistert. 😉

    Auch ich hatte schon angebote von: “Log dennoch, weil du warst ja da”. Es könnte durchaus sein, dass ich 1 oder 2 Funde auf dem Weg habe, das liegt aber schon lange zurück. Lange vor dem Statistik-Wahn den viele aktuell betreiben. Ansonsten lege ich Wert darauf, dass mein Name im Logbuch steht und ich auch vor Ort bin dabei! Aber gerade danach betteln oder ein Fotolog kommt für mich auch nicht wirklich in Frage.

    Man kann auch in einem Museum oder Bäcker um die Ecke nach einem Stift für den Logeintrag fragen (alles schon gemacht *g*). Kein Log ist eben kein Fund. Und auf jedem durchnässten verschimmelten Logbuch findet sich auch noch die Chance zu loggen. Ob man es hinterher noch lange lesen kann ist die andere Sache. 😉

    Ersatzlogbücher halte ich auch für Grenzwertig. Ich würde es in meinen Dosen gar nicht haben wollen.

    Mir ist die Woche ein Cacher aufgefallen der bei einem von meinen Caches und bei einem von der Watchlist jeweils einen “Universal-Log-Eintrag” mit 6 Worten gemacht hat, jeweils so ca. 1 Woche bevor der Cache “gemuggelt” wurde und somit auch das Logbuch weg ist. Bei knapp 3500 Funden ohne eigenen Cache und ohne Angabe der Homelocation kommt dabei ein fader Beigeschmack aber man hat keinen Beweis mehr. Ich kontrolliere normalerweise keine Logbücher, in dem Fall würde ich das aber gerne. Fund war an 2 unterschiedlichen Tagen und jeweils nur 1 Fund an dem entsprechenden Tag.

    Der schnelle Punkt: Koste es was es wolle……. Hat mit dem Grundgedanken des Cachens nicht mehr zu tun. Und mit dem wieder aufleben der Challenge Caches wird dies genau da Anknüpfen wo es vor 1 Jahr aufgehört hat. Die Jagd nach den schnellen “Punkten” geht vorran.

    Liebevolle Caches werden seltener werden, weil bei all der Hektik keine Zeit mehr für so Bastelarbeit ist.

    DNF als Fund….. Fund ohne je da gewesen zu sein… Man kriegt das alles immer wieder mit. Ich schließe mich dem ganzen nicht an und kann auch nur mit dem Kopf schütteln.