Baumkronenpfad Beelitz Heilstätten

Beelitz Heilstätten
Wer kennt diesen Ort nicht vor den Toren Berlins? Unter Geocachern bis vor ein paar Jahren ein MUSS, aber auch in der Foto- bzw. Gothic Szene über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt: die Beelitz Heilstätten.
Die eindrucksvollen Bauten eigneten sich bestens als Kulisse für Filme wie “Der Pianist” oder auch “Operation Walküre”.
Die Gebäude sind aber auch von einem unheimlichen Flair umgeben, denn sie waren Schauplatz einiger schauriger Verbrechen. Von 1989 bis 1991 trieb die “Die Bestie von Beelitz” hier ihr Unwesen. Und 2008 wurde im Pförtnerhaus ein furchtbarer Mord begangen. Über diese unheilvolle Vergangenheit, sowie über Berichte und Untersuchungen zum Thema Geister und Erscheinungen kann man sich im Geisterportal schlau machen.
Lungenheilanstalt und Lost Place Cache
Gehen wir zunächst auf Geschichte der Lungenheilanstalt ein: von 1898 bis 1930 baute die Landesversicherungsanstalt Berlin die Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten. Die Anlage bildete einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland. Für weitere Erklärungen zur Geschichte gibt es eine Internetseite auf der alles perfekt beschrieben ist. Mein erster Besuch in Beelitz war gleichzeitig einer meiner ersten Lost Place Caches von Barbie&Bruettler Beelitz Heilstätten -Chirurgie- LP (GCYRMN).
Die dritte Bauperiode von 1926 bis 1930 umfasste vor allem den Neubau der Zentralwäscherei (1926) und des Chirurgie-Pavillons auf dem Gebiet der Lungenheilstätte für Frauen (1928 – 1930).
Der Neubau und Betrieb der Chirurgie folgten der medizinisch-technischen Orientierung jener Zeit, bei der chirurgische Eingriffe als notwendige und zukunftsbedeutsame Behandlungsformen angesehen wurden. Die Lungenchirurgie wurde jedoch durch die Ende der vierziger Jahre rasch aufkommende Chemotherapie der Tuberkulose weitgehend abgelöst. (Quelle http://www.beelitz.de)
Seither waren wir jedes Jahr dort, um zu schauen was es Neues gibt. Leider sah man Jahr für Jahr die zunehmende Zerstörung der Gebäude durch Schrottdiebe, Gruppen von Jugendlichen linker und rechter Gesinnung, sowie weiterer Gruppierungen unterschiedlichen Ursprungs. Es ist schade, dass dieser geheimnisvolle Ort, inmitten des Walds, dem Verfall preisgegeben werden sollte.
Oder etwa doch nicht?
Eröffnung des Baumkronenpfads
Am 11. September 2015 um 11 Uhr war es soweit: Der erste Baumkronenpfad Brandenburgs öffnet seine Tore. Man hörte im Vorfeld so einiges von den Plänen und dachte, “naja, schaun wir mal”! Anfang Oktober diesen Jahres waren wir wieder in der Gegend und da stand Beelitz ganz oben auf unserem Plan. Der erste Eindruck war komisch, denn der Parkplatz ist nun gleich in der Nähe der Autobahnabfahrt und von dort sind wir noch nie auf’s Gelände gekommen. Ein paar Meter weg vom Auto sahen wir schon die Chirurgie.
Veränderungen
Bereits der Eingang ist ein Highlight für sich.
In den Außenanlagen waren die Liegehallen und die sogenannten Luftbäder sowie weitläufige Spazierwege in dem mit Laubbäumen unterpflanzten und gärtnerisch gestalteten Kiefernwald dominant.
Teile der ehemaligen Ruhehallen wurden mit alten Holzelementen vom Gelände wieder aufgebaut.
Das neue Dach wurde auf dem alten Stahlgerüst montiert. Alle Teile sind nun sandgestrahlt und farblos versiegelt.
Gespräch mit Geschäftsführerin Beate Hoffmann
Den Eintrittspreis von 9,50 € für Erwachsene ab 18 Jahre finden wir okay, weil – wie man am Eingang lesen kann – kein Cent Fördermittel in dieses Projekt geflossen sind! Da kommen natürlich Fragen auf, aber wie kann man Antworten darauf bekommen? Nun, man kann einfach mit der Geschäftsführerin Beate Hoffmann sprechen. Man merkt gleich wie viel Herzblut im Projekt Baumkronenpfad steckt, als sie anfängt zu erzählen. Heute ist sie nicht traurig darüber keine Fördermittel erhalten zu haben, denn so müsse man keine unsinnigen Auflagen einhalten und könne sich auch Fachfirmen selbst aussuchen. Meine zweite Frage war natürlich: “Hat es sich denn gelohnt, die staatlichen Stellen waren ja der Ansicht gewesen, dass man so etwas nicht brauchen würde und man nicht mit Besuchern rechnen könne.” Die Antwort der Geschäftsführerin überzeugte: “40000 Besucher in den ersten 6 Wochen!” Das nenne ich eine Hausnummer und sie war begeistert, obwohl am 4. Oktober mit über 3000 Besuchern das Tageslimit schon erreicht war! Also ich würde sagen, alles richtig gemacht.
Eindrücke
Nun aber zum Baumkronenpfad einige Bilder und Eindrücke.
Ehrlich, wir nahmen den Fahrstuhl, denn 36 Metern waren uns heut zuviel. Hier nun ein paar Bilder, wir waren einfach begeistert!
Ein Blick auf das Alpenhaus, das während der Evakuierung April 1945 starke Schäden erlitt. Der Dachstuhl brannte völlig aus und in den Jahren danach eroberte die Natur das Gebäude zurück. Es entstand ein kleiner Wald.
Seit 1945 verlassen, aber es steht noch! Das Alpenhaus mit der genauen Bezeichnung Pavillon B IV gehörte zu den westlich der Landstraße gelegenden Frauen-Lungenheilstätten.
Das kann man heute noch gut erkennen, denn der gesamte Dachstuhl war nicht aus Holz sondern aus Stahl. Der Pavillon wurde wegen ansteigenden Patientenzahlen von 1905 bis 1907 errichtet.Das Haus verfügte bereits über einen neuartigen Aufzug, der eine höhere Geschossanzahl ermöglicht, als bei bisherigen Pavillons.
Also hier scheiden sich die Geister, denn was ist es nun? Ein Wald ein Haus ein Dach…….
Wegen der Nähe zu der Hügellandschaft, die aus dem Bauaushub entstand, wurde das Gebäude liebevoll “Alpenhaus” genannt.
Aber auch unten gibt es einige Gebäude zu sehen!
Auch gegenüber gibt es einiges zu sehen. Da die LVA das 1995 unter Denkmalschutz gestellte Gesamtensemble nicht erhalten bzw. sanieren konnte, wurde das Gelände von der Unternehmensgruppe Roland Ernst erworben. Gebäude wie die Reha-Klinik und Wohnhäuser wurden saniert und verkauft, wie zum Beispiel das Heizhaus Süd und die Pförtnerhäuschen. Dann folgte die Insolvenz des Eigentümers.
Sogar an Fledermäuse hat man gedacht!
Zukunftsvisionen
Zurück zur Zukunft der Beelitz Heilstätten. In der ehemaligen Küche sollen Wohnungen und eine Brauerei entstehen. In der Wäscherei, in der es einen kleinen Hörsaal gibt, plant man Seminare zu halten. In der Chirurgie sollen Gewerbe angesiedelt werden.
Ich sage herzlichen Dank an Beate Hoffmann für das Gespräch und ich weiss, es war nicht mein letzter Besuch in Beelitz Heilstätten. Wenn IHR mal in der Nähe seid: lasst euch dieses Erlebnis nicht entgehen!
Euer Temu
PS: Die Zukunft Beelitz Heilstätten Touren gibt es hier go2know